Naturschutz hochklappen

Innovativer Lärmschutz als vertikale Ausgleichsmaßnahme

Regionales, erneuerbares Material – innovativ, industriell, flächenerhaltend, nachhaltig
Lebensraum für Insekten und Vögel
Planung mit Anwohner/innen

Referenz: Zusammenfügen einer 11 m hohen Wand aus Stampflehmelementen, Herzog de Meuron/Martin Rauch

Nachhaltiger und Renaturierung fördernder Lärmschutz

Anstatt einer konventionellen Lösung, wie Erdwall oder Stahl/Aluminium/Betonwand, schlagen wir im Rahmen des Baus der A14 südlich von Karstädt einen Lärmschutzprototyp in Stampflehm oder Wellerlehmbautechnik im Bereich der Baukilometer 16 bis 20 vor.

Durch seine Masse und die poröse Oberfläche hat Lehm einen extrem hohen Lärmschutzfaktor.
Lehmbau ist nachhaltig, nutzt Aushub und Baustoffe aus der unmittelbaren Umgebung und stellt zudem ein naturnahes Bauwerk dar.
Eine solche Lärmschutzwand verwendet, innovativ weitergedacht, die in Ostdeutschland bis vor 100 Jahren verbreiteten Wellerlehm- und Stampflehmtechniken. Ästhetisch fügt sie sich in Bezug auf Materialität und Farbe in die Landschaft ein.

Bewohnte Lehmwellerwand, Foto: Christian Hansel, Lovis Lehmbau

Eine Lärmschutzwand aus Stampf- oder Wellerlehm erfüllt zusätzlich die Funktion einer vertikalen Ausgleichsmaßnahme und verhindert damit zusätzlichem Flächenverbrauch.
Sie bietet zudem einen Zufluchtsort für viele Insektenarten, inklusive besonders geschützter Wildbienen.
Die Technik wurde bereits für große moderne Gebäude (Ricola, Herzog de Meuron/Martin Rauch; Ozeaneum, Bolthauser; Alnatura Firmensitz Darmstadt, Martin Rauch, Prüfung im Einzelfall RZS) angewandt und hat dadurch ihre industrielle Verwendbarkeit bewiesen. Die Dauerhaftigkeit ist durch die spezielle Bautechnik gewährleistet; gleichzeitig ist ein Rückbau mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich. Eine Lehmwand in Wellerbauweise oder Stampflehmbauweise ist praktisch wartungsfrei und verursacht keine weiteren Kosten.
In ihrer Funktion als Lärmschutz und vertikaler, ökologischer Ausgleichsmaßnahme birgt die Wand in der Prignitz das Potenzial zum europäischen Vorzeigeprojekt.

Machbarkeitsstudie und Prototyp

Die Entwicklung eines Prototyps hat die maschinelle Fertigung und damit günstige Produktionskosten zum Ziel.
In einem Forschungsvorhaben soll die Statik und Bauweise und die Funktion einer Schallschutzwand aus Lehm zur Förderung der Biodiversität, ihre Rückkopplungswirkungen auf die Region und ihre Energiebilanz hin untersucht werden. Workshops zur Planung von Details mit Menschen vor Ort machen die Wand zu einem Indetifikationsobjekt von regionaler Verbundenheit.

Geplanter Streckenabschnitt mit angestrebtem Lärmschutz

Materialtest an einer der vom Lärm betroffenen Stellen. Foto: Deven, Alfred-Herrhausen-Schule, Juni 2019

Partner

– Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Mag. Martin Rauch (Verfahrenstechnik Stampflehmbau)
– Knippers Helbig GmbH, Dr.-Ing. Jan Mittelstädt (Statik Lehmbau)
– Bosch & Partner GmbH, Dr. Dieter Günnewig (Bewertung als ökologische Ausgleichsmaßnahme)
– TH Lübeck, Prof. Arch. DPLG CEAA Heiner Lippe (Analysen), Prof.Nils Kohlhase (Maschinenbau)
– Lehmbau Lovis UG, Christian Hansel (Wellerlehmbau)
– Institut für Ökologie, TU Berlin, M. Sc. Anika Kristin Gathof (Lebensraum Wildbienen)
– Zentrum für Peripherie, Ute Reeh (Ideenentwicklung, Prozess und Form)

Weitere Projektpartner
– Bundesanstalt für Straßenbau, Abteilung Umweltschutz (wissenschaftliche Begleitung)
– Bundesstiftung Baukultur, Vorstandsvorsitzender Reiner Nagel (Baukultureller Aspekt)
– Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, Dr. Heike Ellner (Beratung und Monitoring)

Die Machbarkeitsstudie wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) sowie dem Umwelt- und
dem Wirtschaftsministerium in Brandenburg gefördert.