Artists in Wittenberger Weg. 2018

Scheibe & Güntzel

Scheibe & Güntzel, Der Ochs, 2018.

Scheibe & Güntzel, Schwemmland, Wittenberger Weg, Düsseldorf, 2018.

Kurzbiografien

Scheibe & Güntzel

Swaantje Güntzel, 1972 in Soest geboren, studierte Anthropologie an der Universität Bonn und bildende Kunst an der HfbK Hamburg. Sie war Stipendiatin in Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden und Griechenland. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden europaweit ausgestellt. Sie bezieht sich mit ihren performativen Arbeiten häufig auf die zunehmende Verschmutzung der Umwelt durch Plastik.

Jan Philip Scheibe, 1972 in Lemgo geboren, studierte Objektdesign an der Fachhochschule Aachen und arbeitet mit Skulpturen, Lichtinstallationen und Interventionen im öffentlichen Raum. Beide Künstler interessieren sich für die Umwelt und wie Menschen damit unterschiedlich umgehen können.

PRESERVED // Die Siedlung (2018)

Im September 2018 bezogen Scheibe & Güntzel Quartier in der Künstlerwohnung am Wittenberger Weg. Die Künstler setzen sich während ihres Residenz-Aufenthalts im Projekt PRESERVED // Die Siedlung 2018 damit auseinander, was früher auf dem Land um den Schwarzen-, Wittenberger- und Perleberger Weg wuchs und kultiviert wurde, andererseits untersuchen sie, wie die Bewohner heute mit dem Anbau und Sammeln von Essbaren in ihren Gärten, Parks und Freiflächen umgehen bzw. wie die zeitgenössische Versorgung mit Lebensmitteln aussieht.

Die seit 2009 bestehende Projektreihe PRESERVED des Künstlerpaars Swaantje Güntzel und Jan Philip Scheibe fand innerhalb des Projekts Artists in Wittenberger Weg eine neue Heimat.

Intuitiv wie systematisch näherten sich die Künstler der Siedlung als urbaner Insel im Düsseldorfer Süden an. Der Fokus lag dabei auf dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur, welches sich als wiederkehrende Thematik durch alle Arbeiten des Künstlerpaars zieht. Ihre Präsenz und ihr waches Interesse an den Menschen und Geschichten der Siedlung ermöglichten ihnen Blicke hinter die Hausfassaden und verborgenes Wissen aus Erzählungen zu bergen. Innerhalb ihrer dynamisch-prozesshaften Arbeitsweise decodierten sie den Einfluss des Menschen auf die Natur. Mittels Fotografie und protokollarischem Journal dokumentierten sie ihre Eindrücke und übersetzten ihre Erfahrungen in performative Interventionen.

Schwemmland charakterisiert den Ort als fruchtbares Land aus reichhaltigem Boden, welcher sich aus, vom nahegelegenen Rhein angeschwemmten Sedimenten zusammensetzt. Jahrhundertelang als Ackerland bewirtschaftet, birgt die Erde noch immer die Verheißung einer reichen Ernte. Doch was wird heute noch in der Siedlung kultiviert und dient den Bewohnern als Nahrung? Neun Aktionen entstanden, die Mensch und Natur in Rückbesinnung auf ihre Wurzeln wieder zu verbinden suchen. Der große Nussbaum, unter welchem der Künstler sein Herbstlied darbot, wurde zum Ort der Begegnung, erzeugte ein Miteinander jenseits aller Diskrepanzen. Im spielerischen Umgang schufen die Künstler ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, wenn in der Siedlung gesammelte Nüsse gemeinschaftlich geknackt, geröstet und verteilt wurden. Scheibe & Güntzel kreieren Bilder, die sich dem Betrachter nicht aufdrängen, sondern stattdessen in ihrer Eindringlichkeit in ihm weiterwirken. Die Kunst wird somit zum Nährstoff, aus welchem Assoziationen, Verknüpfungen und neue Räume wachsen können.

Text: Isabelle Martens, Alina Reichelt und Julia Stellmann, Teamprojekt des kunsthistorischen Instituts der Heinrich-Heine-Universität, Nathalie Dimic, Kunsthistorikerin