Artists in Wittenberger Weg. 2017

Bülow & Koselleck

Krimkekse in russischen und ukrainischen Landesfarben,
Susanne von Bülow 2017

 

Spanien vor der Abstimmung. Wir verspeisen nationale Kostbarkeiten und verlegen Grenzen nach kulinarischen und historischen Gesetzen der tagesaktuellen Geschmäcker. Enthält Spuren regionaler und nationaler Eigenarten, sowie Zucker und bunten Fondant (gewalzt), Ruppe Koselleck, 2017

Kuchen essen alles vergessen

Susanne von Bülow und Ruppe Koselleck schlagen Nägel entlang der Grenzen moderner und historischer Landkarten in Holzplatten ein. Entlang dieser Nagelspur wird ein Aluminiumblech gelegt, welches die Umrisslinien aktueller oder vergangener Staaten nachformt. Aus Deutschland, der Türkei oder Polen werden kleine und größere Formen und Förmchen, die sich dem permanenten Wandel der Zeit anpassen müssen.

So backen sich von Bülow und Koselleck mit KUCHEN ESSEN ALLES VERGESSEN durch die Zeitgeschichte hindurch – und bauen dabei Schichttorten auf, die territoriale Konflikte in süße Kuchen transformieren.

Im “Zentrum für Peripherie” bastelten Kinder, Eltern und Jugendliche mit den Künstlern an ihren verschiedenen Herkunftsstaaten. Sie ließen u.a. die Sowjetunion neu erstehen und zerfallen, backten Krim-Kekse oder erstellen einen Brexit Cake. Alle Länderteile, Grenzstücke, Ex- oder Enklaven wurden mit Teigmassen unterschiedlich eingefärbt und beschriftet. Ganz nebenbei entstand so bei Kaffee und Kuchen ein Gespräch über schwere und schwerste Konflikte. Denn noch nie war Geschichte so lecker!

Im Akt des Essens lösen sich Kommunikationsdefizite in der Mundhöhle und in den Mägen auf. Es ist das performative Ziel von KUCHEN ESSEN ALLES VERGESSEN ein Klima zu kreieren, das uns alle – Kinder, Mütter, Türken (…) angstfrei, ernst und vergnügt, miteinander reden und essen lässt.

Im Vergessen und Essen werden Erinnerungen so aufbereitet, dass sie gemeinsam zur Sprache kommen, bedacht werden, um am gemeinsamen Tisch die historischen und gegenwärtigen Grenzen, die uns spalten, einfach aufzuessen.

Kurzbiografien

Susanne von Bülow und Ruppe Koselleck

Susanne von Bülow, Malerin und Druckgrafikerin, ist 1969 geboren und studierte Geschichte und Politik in Bonn, Berlin und bildende Kunst an der Kunstakademie Münster.

Der Konzeptkünstler Ruppe Kosselleck ist 1967 in Dossenheim geboren. Er studierte Philosophie und Soziologie in Köln und Münster, wechselte 1994 an die Kunstakademie Münster. Die Kunst von Ruppe Koselleck ist an Dada, Fluxus und Concept Art angelehnt. Koselleck generiert Prozesse, die er oft über sehr lange Zeiträume hinweg verfolgt und die in den verschiedensten Medien auftauchen.

Beide Künstler gründeten gemeinsam das künstlerische Familienunternehmen Grund und Boden/ Planierwalzendrucke zu Grundstückspreisen.